Hypnosystemisches Aikido – Das Fröhliche Ringen mit der Realität, oder: wie die Kampfkunst mich konstruktivistische Haltung lehrte

Referent/in: Dr. Till Neunhöffer

 

Termin: 29.04.-30.04.24

 

Preis: €  390,- zzgl. MWSt

 

Zeiten: 13.30-19.30, 9-16.30 Uhr
(16 Arbeitsstunden)

 

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Dieser Workshop bietet einen Einblick in die Prinzipien des Aikido, in seine Parallelen zum Konfliktlösungsansatz der Mediation und eine gemeinsame Untersuchung, wie sich das mit der Hypnosystemik gegenseitig befruchtet. Es werden keine martialischen Techniken geübt, sodass man schmerzfrei, aufrecht, sicher und fröhlich aus den Partnerübungen hervorgeht – Aha-Effekte garantiert.

 

Was ist Aikido und was kann man daraus entwickeln?

Eine japanische Kampfkunst, die sich als Weg zur Harmonie versteht. Eine Situation gilt dann als besonders erfolgreich gelöst, wenn alle Beteiligten unverletzt aus der Begegnung hervorgehen. Der Aikido-Übende verlässt damit die übliche Definition von „Kampf“, bei dem sich der Sieg des Einen durch die Niederlage des Anderen definiert. Man könnte von einer echten Win-Win-Zielsetzung sprechen. Entsprechend werden die Techniken martialischer Herkunft in weichen und spiralförmigen Formen ausführt, bei denen die Angriffsenergie umgeleitet wird und zur Deeskalation der Sachlage genutzt wird.

Geübt wird Aikido zu zweit, wobei einer der beiden Partner die Rolle des Angreifers und der andere Partner die Rolle des Verteidigers übernimmt. Die Aufgabe des Angreifers besteht darin, den Verteidiger unter einen gewissen Stress zu setzen. Und die Aufgabe des Verteidigers besteht darin, in dieser Situation eine konstruktive Beziehung zu gestalten, die eigene Mitte zu bewahren, und die Angriffsenergie zum Win-Win zu kanalisieren. Nur zu leicht passiert es dem Verteidiger aber, dass er sich vom Angriff selbst aus der Ruhe bringen lässt und es doch „richtig machen“ will bzw. dann doch „gewinnen möchte“. Dann geht es nicht mehr nur darum, mit dem Angriff konstruktiv umzugehen, sondern der Umgang mit der eigenen inneren Eskalation wird zentral, die typischerweise mit einer negativen Selbstbewertung einhergeht. Die Aufgabe einer konstruktiven Beziehungsgestaltung gilt dann besonders bezüglich der Beziehung des Übenden zu sich selbst.

Die körperlichen Begegnungs-Situationen laufen viel zu schnell ab, um die Bewegungen kognitiv steuern zu können. Damit ist es notwendig, die gewünschten Reaktionsmuster zu „automatisieren“. Es geht darum, dem Unwillkürlichen die kooperativen Verhaltensmuster so richtig schmackhaft zu machen. Und da körperliche Auseinandersetzungen schnell komplex werden können, müssen die Prinzipien des konstruktiven Miteinanders unter Stress verinnerlicht werden. Im Aikido läuft das unter dem Begriff Mind-Body-Unification. Es ist offensichtlich, dass die Verkörperung dieser Prinzipien und grundlegenden Abläufe für dieses Verinnerlichen wesentlich ist. Zusätzlich wird im Aikido-Unterricht viel mit Bildern gearbeitet.

 

Überraschend groß sind die Parallelen zum Konfliktlösungsansatz der Mediation. Eine genauere Analyse von Vorgehensweise, Zielsetzung, Prinzipien, Prozess und vor allem der Haltung von Aikidoka (also dem Aikido-Übenden) und dem Mediator zeigt eine große Verwandtschaft. Das hat zur Entwicklung der „Somatischen Metaphern“ geführt. Die Somatischen Metaphern sind eine Übungsreihe von Partnerübungen, die aus dem Aikido inspiriert und um die martialische Komponente bereinigt worden sind. So kann ein guter Teil des Aikido-Erlebens auch von Menschen erfahren werden, die beim Üben weder schwitzen noch durch die Gegend geworfen werden wollen. Sie konstituieren ein erlebbares Haltungstraining für den konstruktiven Umgang mit Konfliktenergie. Die Parallelen zur Mediation, die ja zunächst eher kognitiv abzulaufen scheint, ergänzen dann die Kooperations-Einladung von „Mind“ und „Body“.

 

In der hypnosystemischen Welt ist Erleben die Folge von Aufmerksamkeits-Fokussierung. Die Beziehung zu etwas gestaltet die empfundene Realität viel stärker als die „objektiven“ Eigenschaften. Wahrheit ist konstruiert. Beim Lösen von Problemen geht es insbesondere darum, die Kooperation zwischen dem Willkürlichen und dem Unwillkürlichen zu optimieren. Dabei sind metaphorische und somatische Interventionen zentrale Mittel, also der Einsatz von Bildern und der Einsatz des Körpers.

Damit passt das Konzept der somatischen Metaphern sehr gut zum hypnosystemischen Ansatz. Was im Aikido Mind-Body-Unification entspricht im Hypnosystemischen Kooperation zwischen Willkürlichem und Unwillkürlichem, aber auch die Beziehungsgestaltung, die Weltsicht und die Haltung des Praktizierenden sind verwandt. Grund genug, sich diese Parallelen genauer anzusehen.

 

Im Workshop wird den Teilnehmern

  • eine knappe theoretischen Einführung in das Aikido angeboten,
  • das Ergebnis des Vergleichs von Aikido und Mediation gezeigt,
  • die Arbeit mit Somatischen Metaphern vorgestellt,
  • dabei verschiedene Partnerübungen gezeigt, probiert und besprochen
    – Aha-Erlebnisse werden garantiert

Währenddessen und vor allem im Anschluss an die Übungen wird zum gemeinsamen Übertrag in die Hypnosystemische Welt eingeladen. Entsprechend wird die Arbeit mit bzw. die Darstellung der somatischen Metaphern als Impuls-Workshop gesehen, der ergänzende Perspektiven ermöglicht und zu Erkenntnissen einladen soll. Ein eigenautonomer Übertrag in die jeweilige Erlebensrealität scheint genauso im hypnosystemischen Sinne wie die wertschätzende gemeinsame Arbeit.

 

Zielgruppe:

Keine expliziten Voraussetzungen nötig. Für den gemeinsamen Übertrag in die Hypnosystemik sind hypnosystemische Kenntnisse jeden Niveaus willkommen. Die wertschätzende Integration aller Perspektiven und Erfahrungsstufen wird als bereichernde Ergänzung des gemeinsamen Arbeitsergebnisses gesehen.

Über Till Neunhöffer

Er ist von Haus aus Physiker, war am CERN (Genf) und am Südpol als Forscher tätig, danach über 12 Jahre in der Telekommunikations-Industrie, in den Bereichen Business Development, Account Management und Programm Management, jeweils in Führungsverantwortung. Einer seiner Schwerpunkte: Eskalations-Management. Seit seinem Master in Mediation (FernUniversität Hagen) beschäftigt er sich intensiv mit den Parallelen von Mediation und Aikido, einer japanischen Kampfkunst, in der er den vierten Dan hält. Er führt die analytische Denkweise, den Perspektiv-Wechsel der Mediation, die Ressourcen-Orientierung des Coachings und das Aikido zu einem ganzheitlichen Problem-Lösungs- und Transformations-Modell zusammen.

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